„Tage des Donners“, ab jetzt: „Rohr frei in der Oberpfalz“,
Wie aus der Idee, sich aus der Masse von Motorradfahrern der 70er und 80er Jahre abzuheben, ein Laverdaclub entstand.
Der Gedanke, dass man ein Treffen nur für Laverdas in unserer Gegend veranstalten sollte, schwebte mir schon Ende der 80er Jahre vor. Diese „Exoten“ wurden früher, und erst recht nach den Glanzzeiten der 750 SFC fast nicht mehr wahrgenommen, was nicht bedeutet es gäbe keine in unseren Breiten, doch die meisten dieser „Diven“ fristen ihr Dasein in tristen Garagen.
Wer kennt sie nicht, diese Situation damals, in der man voller Stolz mit seiner Laverda auf dem Treffen des MC-? oder beim Motorradstammtisch um die Ecke eintraf, und dann Kommentare der „Hängetittenguzzi- und Reiswarmhalteschüsselfahrer“ fielen wie: „Die hat ja keinen Luftfilter“; „Da tut einem doch der Arsch und das Kreuz weh“, oder: „Da fällt dir doch nach 50 km das Gebiss ´raus“. „Und die Kupplung, ....ist die kaputt?“ Einer fragte mich mal: „Wo wird denn die gebaut, in der Tschechei?“ .......Gruml,..Gruml!?.
Da muss man doch in Sachen Weiterbildung was unternehmen, dachte ich mir. Wie ich schon in meinem Bericht ,,Infiziert“ im Forum des Laverda-Registers erwähnte, beschlossen wir, damals noch zu viert, 2003 beim Laverda Meeting in Simbach (bis dato waren wir ziemlich allein in unseren Breiten unterwegs) eine „Weiterbildungsmaßnahme“ zu veranstalten, um es uns und anderen zu zeigen, dass es doch noch mehr Laverdisti geben muss.
Im Juli 2004 war es dann soweit. Wir wagten den Sprung ins kalte Wasser, denn wir wussten ja nicht ob und wie so ein Marken Treffen bei uns überhaupt angenommen würde. Meiner Erinnerung nach gab es bis dahin noch kein Laverdatreffen in der nördlichen Oberpfalz und ich bin seit ca. 25 Jahren auf Laverdas unterwegs. Bevor es aber soweit war, stand noch einiges an Arbeit auf dem Programm. Erst musste ein geeigneter Platz, oder noch besser, eine Wirtschaft gefunden werden um so eine Veranstaltung durchführen zu können. Nach kurzer Beratung fiel die Wahl auf die „Schlossschänke zu Kaibitz“. Sie bot folgende Vorteile:
- die positive Einstellung der Wirtsleute zu Motorradfahrern.
- die Lage und das Ambiente von Kaibitz.
(wer schon mal als Gast bei uns war, weiß was ich meine)
Es wurden Einladungen unter dem Motto „Laverda Meeting in Kaibitz“ entworfen, gedruckt und unter die Leute gebracht. Unser Logo, das wir kreiert hatten, wurde als Aufkleber gefertigt und als Krönung sollte auch noch „Laverdawein“ kredenzt werden. Dabei half der Zufall ein wenig nach, denn wir wollten schon seit längerem mal nach Neumarkt, um Georg Hess einen Besuch abstatten, da dieser im Besitz einer beträchtlichen Anzahl von Laverdas war. Hess war im Übrigen in den 70er Jahren als leidenschaftlicher Laverdafahrer bekannt und verhalf als erster so mancher 750 SFC durch Einzelabnahme zu einem deutschen Brief. Georg sagte uns seine Unterstützung auch in Sachen Wein zu, denn er verfügte über gute Kontakte nach Breganze. Ich muss hinzufügen, dass die Beziehung zu den Neumarktern, insbesondere zu Stefan und Erika Hess nach dem Tod von Georg (2007 mussten wir Ihn zu Grabe tragen) nach wie vor gepflegt wird und wir immer noch mit Wein aus Breganze versorgt werden.
Am Donnerstag, den 29. Juli 2004 begannen wir mit den Aufbauarbeiten. Ein Pavillon wurde aufgestellt, in dem wir einige Laverdas aus unseren Sammlungen präsentierten. Wir bauten eine Freilanddusche auf und dekorierten das Veranstaltungsgelände.
(Fahnen, Infotafeln, Lichterketten, etc., vorzugsweise alles in grün/weiß/rot oder orange)
Freitags begannen wir kurz vor Mittag mit der Ausschilderung. Robert, der damals noch einen Reiskocher sein Eigen nannte, diese aber bereits orange Zierstreifen und Felgen aufwies, stellte sich als DJ zur Verfügung. Er installierte seine Anlage für die musikalische Berieselung der Gäste und der Rest der Mannschaft kümmerte sich zwischenzeitlich um Tische/Baenke und Holz für das abendliche Lagerfeuer. Am Nachmittag trafen die ersten Gäste ein, darunter Ludwig und Klaus aus der näheren Umgebung, einige Guzzifahrer und Michael Gawlik mit seiner Ulli auf Laverda Centro-Sport Fahrrädern. Abends saß letztendlich doch eine größere Anzahl von Gästen als erwartet in feuchtfröhlicher Runde beisammen, die bis spät in die Nacht mit der einen oder anderen Laverdageschichte und Benzinanekdote aufwarten konnten. Als z.B. ein 1200er-Fahrer von der Polizei kontrolliert wurde und ein Blick auf seine 3in1-Anlage fiel, deren Geräuschemission mit dem Satz kommentiert wurde: „ Die tut ja wie ein Panzer“, der Fahrer der Wuchtbrumme sogleich konterte: „ Das ist ja auch ein Panzer“.
Der Samstag begann mit Sonnenschein, trotzdem es in der Nacht geregnet hatte. So konnten wir kaum einschätzen, wie viele Laverdisti kommen würden. Bereits gegen 11 Uhr vernahmen wir das uns vertraute Geräusch eines Dreizylinders. Der „Tuscher Hans“ aus Marktl an Inn bog mit seinem Eigenbau um die Ecke. Matthias Geier mit seinem Kumpel folgte wenig später.
Im Verlauf des Tages trafen immer mehr von nah und fern bei uns ein und der Platz füllte sich beachtlich, so dass wir bis zum späten Nachmittag 38 Laverdas zählen konnten. Unter den Ankömmlingen befanden sich viele langjaehrige Bekannte und Freunde, wie z.B. „Stefan und Karsten aus Bad Orb“. Rohrdorf war auch gut vertreten durch „Charly und seine Mannen“ und ein nicht weniger großes Gefolge zog „Georg Hess“ nach sich. Der Rest der Fahrer kam aus Ober- und Mittelfranken, Nieder- und Oberbayern. Auch eine schwarze BMW mit Freisinger Kennzeichen durfte sich unter „die Orangen“ mischen.
Gegen 17 Uhr starteten wir zu einer Ausfahrt, zeigten den interessierten Teilnehmern einen kleinen Teil der schönen Oberpfalz, und belohnten Sie bei einer keinen Pause durch eine Weinprobe mit Panoramablick. Der Abend wurde dann mit einem Technikvortrag von Michael über Dellorto-Vergaser eingeleitet, den die Laverdafahrer gespannt verfolgten. Bei Gegrilltem sowie der einen oder anderen Flasche „Rosso di Breganze“ wurde gefachsimpelt und das von Flasche zu Flasche lustiger.
Um 22 Uhr wurde mit der italienischen Nationalhymne die Pokalverleihung eingeleitet, Pokale gab es unter anderem für die weiteste Anreise, die Werner Beck aus der Naehe von Basel mit über 600 km für sich verbuchen konnte. Mit einem Fichtenhorn (man sollte in Kaibitz nie Alphorn dazu sagen!) beendete Ernst Eibisch der Wirt von Kaibitz die Zeremonie. Einige Gäste waren plötzlich nicht mehr auffindbar und es stellte sich heraus, dass sie sich unter die Hochzeitsgesellschaft mischten, welche zur selben Zeit im Rittersaal feierte, um das Tanzbein mit der Braut zu schwingen.
Sonntagmorgen 07.30: der Dunst stieg aus den Niederungen und wollte gerade seinen feuchten Schleier über das nächtliche Treiben legen, als er jäh in seinem Vorhaben durch ein furchterregendes Getoene von einem von sich selbst sehr ueberzeugten Trompeter gestört wurde. Nach dieser „Laverda Fahrer Attacke“ die bereits zur Tradition in Kaibitz gehoehrt, bereitete man sich langsam auf die Heimreise vor und nach einem kräftigenden Frühstück an der langen Tafel im Rittersaal wurden die Gäste verabschiedet. Viele sagten spontan einem Wiederkommen für das nächste Jahr zu. Wir waren sehr positiv überrascht, dass die Leute so zahlreich unserer Einladung folgten und beschlossen das Treffen jährlich zu wiederholen.
Ab jetzt heist es einmal im Jahr:
„Rohr Frei für die Tage des Donners“
beim Laverda Meeting in Kaibitz
Laverda Connection Oberpfalz.
Reinhold Weinert (Pilot)