Rohrdorfer Laverdafreunde feierten ihr Zehnjähriges mit einem Familientreffen
Am Wochenende war großes Laverda-Familientreffen im Gäu. Das Zehnjährige feierten die Laverdafreunde Rohrdorf – edle Bikes reihten sich aneinander, Laverda-Fahrer konnten ausgiebig fachsimpeln und hinter all dem stand geballte Frauenpower.

Eutingen. Die Frauen sind das wichtigste Rädchen im Getriebe der Laverda-Treffen. Nur durch ihren Einsatz läuft es alljährlich wie geschmiert bei den Rohrdorfern. Es ist eine starke Truppe und ein eingespieltes Team, das unverzichtbar hinter den Kulissen schafft. Sie kümmern sich vorab um den Einkauf, organisieren, planen und sorgen dafür, dass keiner vor Hunger vom Motorrad fällt oder auf dem Trockenen sitzt. Die Rohrdorfer Laverdafreunde sind deshalb auch mächtig stolz auf ihre Frauenmannschaft. „Ohne unsere Frauen wären die Treffen kein so großer Erfolg. Sie halten uns den Rücken frei und wir haben dadurch Zeit mit den Gästen zu sprechen“, lobte Pressemann Helmut Klee die fleißige Damenriege. Den Frauen wiederum gefällt die Arbeitsteilung und das Schaffen, denn die Atmosphäre bei den Laverda-Treffen ist etwas Besonders.

Bei „Laverdas“ geht es zu wie in einer italienischen Großfamilie – könnte ja auch nicht anders sein. Man kennt sich, trifft sich, kommt aus allen Ecken angereist und redet ununterbrochen. „Benzingespräche“ nennt man das und die sind ungeheuer wichtig. Schrauber-Erfahrungen werden da ausgetauscht und vor allen Dingen dreht es sich um Ersatzteile, die für die Italienerinnen aus Breganze nur noch schwer zu beschaffen sind. „Wenn du was suchst, findest du es bestimmt nicht“, weiß Helmut Klee aus Erfahrung. Oft taucht nur durch Zufall etwas auf.

Eine 100er-Baujahr 1956 war am Wochenende die älteste Maschine. Ganz in Rot stand sie am Eingangsbereich zu den neuen Werkshallen der Firma Rebaro, die sich hervorragend für die Bewirtung eigneten. Neben ihren leistungsstarken Kolleginnen wirkte die Kleine schmächtig, versprühte aber den ganz besonderen Charme aus Laverdas Anfangszeiten. Vor 60 Jahren hatte Francesco Laverda den „Geistesblitz“, das Nachkriegs-Italien wieder mobiler zu machen. Kleine Motorräder für die Freizeit und die Fahrt zur Arbeit sollten es sein. Mit einem 75 Kubikzentimeter-Viertakt-Motörchen fing alles an und gipfelte Jahre später in einer Sechszylinder.

Beim Jubiläumstreffen der Rohrdorfer war fast die gesamte Laverda-Produktpalette zu bewundern. 60 Motorräder ließen nachmittags die Regentropfen vom Lack abperlen, so dass sich die Sonne wieder in den kräftigen Farben der topgepflegten Zweirädern spiegeln konnte. Pflege ist das „A und O“ bei den betagten Ladies. Helmut Klee und seine Frau Doris haben mit ihren Laverdas schon Tausende von Kilometern unter die Reifen gebracht. Auch zum Nordkap ging es auf Laverdas Rücken. „Wir haben kein einziges Mal das Werkzeug gebraucht“, erzählt Klee stolz. Das gehe nur mit ständiger Wartung.

Mitten im großen Fuhrpark standen zwei Italienerinnen einträchtig nebeneinander, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Bei der einen blitzten das leuchtende Orange und der Chrom nur so auf, die andere fiel total aus dem Rahmen. Unter den Straßenmaschinen wirkt die Enduro wie eine Exotin. Die Zweitakterin erzählte aber ein Stück Firmengeschichte, das nicht so bekannt ist. In den 60er-Jahren produzierte Laverda 125er- und 175er-Enduro-Sportmaschinen.

1975 wurde eine Wettbewerbs-Enduro namens „Laverda 2TR 250 ccm“ gebaut. Dann war 15 Jahre lang Sendepause, bis die Italiener mit dieser 2TR wieder in den Sportmaschinen-Sektor einstiegen. Ende der 70er-Jahre liefen aber letztmals Enduro-Sportmodelle in Breganze vom Band. Dann folgte in den 80er-Jahren ein erneuter Anlauf mit Einzylinder-Wettbewerbsenduros mit Husqvarna-Motoren. Auch eine Viertakt-Einzylinder-Straßenenduro, die Laverda OR 600 Atlas, kam auf den Markt.

Die orangefarbene Nachbarin von der Zweitakter Enduro hatte dagegen eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Wie „nigelnagelneu“ stand sie da, obwohl sie beileibe nicht mehr die Jüngste war. Der Weg aus Schwäbisch Hall ins Gäu war ihre Jungfernfahrt, denn die alte Dame lag 30 Jahre lang im „Dornröschenschlaf“. Als 18-jähriger Jungspund hatte Thomas Kramer sie gekauft, nur drei Jahre lang gefahren und dann eingemottet.

Doch 2007 holte er die 750er wieder aus dem „Stall“, brauchte aber zwei Jahre und jede Menge Euro um sie zu restaurieren. Wie war dann eigentlich die erste Tour nach so vielen Jahren? „Als ich nach drei Stunden Fahrt abgestiegen bin, hatte ich ein Grinsen im Gesicht“, sagte Thomas Kramer überglücklich und fügte an, was alle Laverda-Fahrer sagen: „Die Motorräder haben Charakter, sie sind einfach einmalig.“

Bericht von Brigitte Poensgen - Südwest Presse Horb